Freiwillige gesetzliche Krankenversicherung

Häufig sind Schweizer Grenzgänger zuvor einer angestellten Tätigkeit in Deutschland nachgegangen und somit bei einer gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland, wie bspw. der AOK, TK oder Barmer, Mitglied. Nicht selten wird mit der Arbeitsaufnahme krankenversicherungstechnisch nichts weiter unternommen. Hierdurch verändert sich der Krankenversicherungsstatus in eine freiwillige gesetzliche Krankenversicherung. Wobei die aktuelle GKV (gesetzliche Krankenversicherung) identisch bleibt. Was dies jedoch für Auswirkungen auf den zu zahlenden Krankenversicherungsbeitrag hat, ist meist noch nicht klar. Im Folgenden erfährst Du viel Interessantes über die deutsche freiwillige Krankenversicherung und wovon Schweizer Grenzgänger profitieren sollten. 

Hast Du das gewusst? Personen, die gerne in der deutschen gesetzlichen Krankenversicherung bleiben möchten, empfehlen wir, auch die Seite Grenzgängermodell (KVG-Lösung) anzusehen.
Dies ist eine günstige, einkommensunabhängige Alternative zur freiwilligen GKV-Lösung in Deutschland.

Denke daran, Dich vor einem Abschluss beraten zu lassen, damit Du sicher die richtige Krankenversicherungswahl triffst.

Raphael Grässlin

Kaufmann für Versicherungen & Finanzen (IHK)

Statuswechsel in eine freiwillige gesetzliche Krankenversicherung

Mit der Aufnahme der Erwerbstätigkeit in der Schweiz entsteht auch die Schweizer obligatorische Krankenversicherungspflicht. Der Grenzgänger muss sich also im Erwerbsland krankenversichern. Der Grundversicherungsschutz ist in der Schweiz das KVG, mit fest vereinbarten Leistungen. Wie auch in Deutschland gibt es in der Schweiz viele Krankenversicherungen, die das KVG anbieten. Demnach müssen alle Grenzgänger, die in der Schweiz arbeiten, einen Krankenversicherungsschutz haben, der mindestens der Schweizer gesetzlichen Grundversicherung (KVG) entspricht.

Personen, die in der Schweiz ihre berufliche Tätigkeit beginnen, können sich von dieser Krankenversicherungspflicht befreien lassen und in der deutschen gesetzlichen Krankenversicherung bleiben. Die Mitgliedschaft hat dann den Status einer freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung.

Muss eine freiwillige gesetzliche Krankenversicherung beantragt werden?

Jede Person, die in der Schweiz eine neue Tätigkeit beginnt, hat drei Monate Zeit, sich um eine geeignete Grenzgänger-Krankenversicherung zu kümmern. Durch den Statuswechsel Grenzgänger erhält man dieses sogenannte Optionsrecht. In dieser Frist musst Du Dich entscheiden, ob Du Dich einer deutschen freiwilligen Krankenversicherung in Deutschland unterstellst und Dich von der Krankenversicherungspflicht in der Schweiz befreien lässt.
Falls Personen schon gesetzlich krankenversichert sind, muss Deine aktuelle deutsche GKV über die Grenzgängertätigkeit informiert werden.

Das Optionsrecht beginnt mit Start der Schweizer Grenzgängertätigkeit. Du kannst ganz einfach nachsehen, wann die Grenzgängertätigkeit beginnt oder begonnen hat. Das Datum ist in der Ausstellung der Grenzgängerbewilligung ersichtlich. Das heißt nach Anmeldung der neuen Beschäftigung laut Meldeverfahren. In diesen ersten 3 Monaten haben Grenzgänger die Möglichkeit, ihre aktuell bestehende Krankenversicherung rückwirkend zum Zeitpunkt der Arbeitsaufnahme in der Schweiz zu ändern. Folglich entstehen keine Deckungslücken und/oder mögliche Strafbeiträge.

Ausübung des Optionsrechts

Nun entscheidet sich der Grenzgänger für eine freiwillige gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland und nimmt somit das Optionsrecht in Anspruch. Das Optionsrecht gibt jedem Grenzgänger das Recht, sich in den ersten drei Monaten nach Beginn der Grenzgängertätigkeit weiterhin in Deutschland freiwillig gesetzlich krankenzuversichern und die in der Schweiz bestehende Pflichtversicherung zur Kranken- wie auch Pflegeversicherung (auch genannt Grenzgängermodell – KVG-Lösung) abzulehnen.

Deine Entscheidung zur freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung wird der jeweils zuständigen kantonalen Gesundheitsbehörde (BAG) mitgeteilt. Die zuständige Behörde ist zumeist der Kanton Deines Arbeitgebers.

Besprich Deinen Entschluss, zu einer freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung wechseln zu wollen, mit einem vertrauenswürdigen Versicherungsberater. Denn die Ausübung des Optionsrechtes schließt auch die nicht erwerbstätigen Familienangehörigen mit ein und ist unwiderruflich. Mit anderen Worten: Jeder Grenzgänger kann das Optionsrecht nur einmal ausüben. Daneben sieht es die Gesetzeslage auch nicht vor, bei einer Änderung der persönlichen Verhältnisse wie Heirat, Geburt, Scheidung oder Verwitwung das Optionsrecht erneut auszuüben. Ein cleverer (Krankenversicherungs-)Abschluss wird hierdurch meist nie bereut und oft Jahre lang geführt.

So viel zahlen Versicherte in der freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung

Anders als bei deutschen Arbeitnehmern, wo die Krankenversicherungs- und auch Pflegebeiträge mit dem Gehalt verrechnet werden und man sich im Groben mit dem Arbeitgeber die Beiträge teilt, müssen Grenzgänger den Beitrag allein bezahlen. Die Höhe der zu zahlenden Krankenversicherungsbeiträge richtet sich nach dem Einkommen. Aufgrund dessen, dass in der Schweiz beruflich tätige Personen oft ein hohes Gehalt erhalten, muss nicht selten der Höchstbeitrag zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung bezahlt werden. Kurz gesagt zahlen Besserverdienende bis zu einer bestimmten Obergrenze höhere Beiträge und Personen mit einem niedrigeren Gehalt entsprechend weniger. Daneben erhalten alle Versicherten die gleichen (Grund-)Leistungen. So funktioniert das Solidarprinzip, das System der gesetzlichen Krankenversicherung.

Konkret in Zahlen bedeutet das, dass der allgemeine Beitragssatz in Höhe von 14,6 % bis zu einer Gehaltshöhe von 4.837,50 € monatlich (Stand 2021) dem Bruttoeinkommen belastet wird. So sind in der Krankenversicherung wie auch in der dazugehörigen Pflegepflichtversicherung insgesamt Beiträge von bis zu 916,69 € fast schon Normalität für den Schweizer Grenzgänger.

Kennzahlen für die Beitragsberechnung in der freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung

Mit den nachfolgenden Kennzahlen können Interessierte sowohl ihren vollen Kranken- als auch Pflegeversicherungsbeitrag berechnen. In der freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung zahlen Versicherte somit einen Höchstbeitrag von bis zu 916,69 € monatlich. Stand 2021.

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  • Günstige Versicherungsprämie: Nicht einkommensabhängig, sondern ein fester Beitrag nach Alter.
  • Keine Gesundheitsfragen: Es besteht Kontrahierungszwang, das bedeutet Annahmezwang.
  • Gesetzliche Krankenversicherung: Einfache Rückkehr in eine deutsche gesetzliche Krankenversicherung (GKV) nach der Grenzgängertätigkeit möglich.
  • Optimieren des Versicherungsschutzes: Krankenzusatzversicherungen nach Bedarf on top abschließbar bzw. können bestehen bleiben.

Unterschiede gesetzliche Krankenversicherung zur privaten Krankenversicherung

Häufig werden wir gefragt, was die Unterschiede in der freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung zu einer privaten Krankenversicherung sind. Um dies näher zu veranschaulichen, gehen wir hier darauf ein. Die deutsche freiwillige gesetzliche Krankenversicherung (und auch das Grenzgängermodell – KVG-Lösung) mit einem gesetzlichen Leistungsumfang, neben der privaten Krankenversicherung, gliedern sich in drei große Versicherungsbereiche. Diese sind stationäre, ambulante sowie zahnärztliche Leistungen. Nicht zuletzt werden bei den Versicherungen auch ein kostenbewusstes sowie gesundheitsförderndes Verhalten wertgeschätzt.

Wesentlichen Leistungsunterschiede

Freiwillige gesetzliche Krankenversicherung, das Grenzgängermodell und private Krankenversicherung

Zusammengefasst verdeutlicht die nachfolgende Tabelle den Leistungsvergleich der Krankenversicherungskonstellationen, die für den Grenzgänger möglich sind.

 

Versicherte LeistungenGesetzliche KrankenversicherungGrenzgängermodellPrivate Krankenversicherung
Prämienberechnung➙ Einkommensabhängiger Beitrag (max. 870,76€/monatlich*)

➙ Einkommensunabhängige Monatsprämie

➙ Feste planbare Beiträge

➙ Einkommensunabhängige Monatsprämie
➙ Beitrag richtet sich nach Eintrittsalter und Tarifleistungen
Ambulante Leistungen➙ Behandlungstermin mit Wartezeit
➙ Zuzahlungen
➙ Behandlungstermin mit Wartezeit
➙ Zuzahlungen
➙ Freie Arztwahl
➙ Exklusive medizinische Versorgung
➙ Heilpraktiker versicherbar
Stationäre Leistungen➙ Nächstes Krankenhaus
➙ Mehrbettzimmer
➙ Behandlung durch Dienstarzt
➙ Nächstes Krankenhaus
➙ Mehrbettzimmer
➙ Behandlung durch Dienstarzt
➙ Freie Krankenhauswahl
➙ 1 Bettzimmer
➙ Chefarztbehandlung
Zahnärztliche Leistungen➙ Lediglich Grundleistungen versichert gemäß Pflichtleistungskatalog➙ Lediglich Grundleistungen versichert gemäß Pflichtleistungskatalog➙ Zahnersatz u. Zahnbehandlung
➙ Hochwertige Füllungen
➙ Kieferorthopädie
➙ Zahnprophylaxe
Kostenbewusstes Verhalten➙ Keine Beitragsrückerstattung
➙ Bonusheft wird meist in Form von Präsenten honoriert.
➙ Keine Beitragsrückerstattung
➙ Bonusheft wird meist in Form von Präsenten honoriert.
➙ Beitragsrückerstattung bis z.T. 4 Monatsbeiträge
➙ Oft 150.-€/Jahr durch Führung eines Bonusheftes
Leistung Schweiz➙ Von Grund auf nicht versichert. Mit Krankenzusatzversicherungen können Behandlungen in der Schweiz eingeschlossen werden.

➙ Leistungen in der Schweiz mitversichert. Versichert sind Grundleistungen nach Schweizer Recht (KVG).

➙ Oft aber nur Versicherungsschutz im Arbeitgeberkanton.

➙ Leistungserweiterung Schweiz muss vereinbart werden.
* Beispiel Gehalt. BBG: Allgemeiner Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung mit Zusatzbeitrag 1,30% mit Anspruch auf Krankengeld + Pflegepflichtversicherung + evtl. Zuschlag zur Pflegepflichtversicherung für Kinderlose ab 23 Jahren. Stand 2021.

Hast Du das gewusst? 

Viele Schweizer Grenzgänger haben nie das Optionsrecht in Anspruch genommen und ihre freiwillige gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland einfach akzeptiert. Mit uns kannst Du Deinen Anspruch prüfen, in die günstige KVG-Lösung (Grenzgängermodell) zu gelangen. Stelle Deinen Antrag an das kantonale Amt der Schweiz und erfahre Deine Möglichkeiten. Wir unterstützen Dich hierbei.

Erfahre mehr über die Krankenversicherungsthematik in einem kostenlosen Infogespräch.

Raphael Grässlin

Kaufmann für Versicherungen & Finanzen (IHK)

Freiwillige Gesetzliche Krankenversicherung langfristig oft teurer

Jede Person, die vor dem Abschluss einer privaten Krankenversicherung steht, hat sich schon einmal gefragt, ob die Beiträge der gesetzlichen oder aber die der privaten Krankenversicherung stärker ansteigen. Aus dem Bauch heraus sagen 90 % der Privatversicherten, dass die private Krankenversicherung (PKV) im Verhältnis zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) stärker ansteigen dürfte. Das wissenschaftliche Institut der PKV hat mithilfe offizieller Zahlen eine interessante Statistik veröffentlicht, mit welcher der häufig vertretenen Meinung widersprochen werden kann. Wie deren Statistik verdeutlicht, wird der Zeitraum von dem Jahr 2010 bis ins Jahr 2020 berücksichtigt. In diesem 10-Jahreszeitraum stiegen die PKV-Durchschnittsbeiträge um +2,3 % p. a. Wohingegen die Beiträge der GKV um jährlich +3,8 % gestiegen sind.

Kurz gesagt sind GKV-Mitglieder an höhere finanzielle Belastungen herangeführt worden als Kunden einer privaten Krankenversicherung. Obendrein gibt und gab es, verursacht durch den demografischen Wandel und einen immer größer werdenden Kostenapparat, immer häufiger Leistungskürzungen in der GKV. Vor Leistungskürzungen sind Privatversicherte gefeit, da die Auswahl des Tarifes ausschlaggebend ist für die versicherten Leistungen.

PKV-Verband_Beitragsentwicklung-der-GKV-und-PKV_2010-2020

Freiwillige gesetzliche Krankenversicherung OHNE Krankenzusatzversicherungen

Um den gesetzlichen Krankenversicherungsschutz zu optimieren, gibt es in der deutschen freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung sinnvolle Lösungsansätze.

Versichert sind in der freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung lediglich Grundleistungen. Dies hat zur Folge, dass der Abschluss von Krankenzusatzversicherungen meistens notwendig ist. Nicht nur Grenzgänger, sondern generell GKV-Versicherte, haben die Möglichkeit, sämtliche Versicherungsbereiche bedarfsgerecht optimieren zu lassen. Die Optimierung eines gesetzlichen Krankenversicherungsschutzes kann mit Krankenzusatzversicherungen beliebig erweitert werden.

Beliebte Krankenzusatzversicherungen

Häufig gewünschte Leistungserweiterungen

Pflegezusatzversicherung

Schütze Dich und Deine Familie vor den immensen Kosten im Pflegefall.

Zahnzusatzversicherung

Schütze Dich vor hohen Zuzahlungen beim Zahnarzt. Optimiere den gesetzlichen Krankenversicherungsschutz. Auch Brillenleistungen und Zahnprophylaxe können gewählt werden.

Stationäre Zusatzversicherung

Versicherungsschutz für das Ein- oder Zweibettzimmer und Chefarztbehandlung hinzubuchbar. Auch Leistungen in der Schweiz können abgesichert werden.

Kündigungsfristen der freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung

Versicherte Personen, wie auch die Schweizer Grenzgänger, haben die Möglichkeit, jederzeit die deutsche GKV zu wechseln. Die Mitgliedschaft bei einer gesetzlichen Krankenkasse kann mit einer Frist von zwei Monaten gekündigt werden. Das heißt konkret: Die Kündigung ist immer zum Ende des übernächsten Monats möglich. Entnimm aus nachfolgender Tabelle den nächsten Wechseltermin.

Die häufigsten Fragen zur freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung

Lies mehr über die Vorteile und was alles dagegenspricht.

Pro: Das spricht für die Wahl der freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung

Arbeitnehmer, die in der Schweiz arbeiten und weiterhin in Deutschland wohnen, erhalten die Möglichkeit, in der deutschen GKV zu bleiben. Versicherte erhalten hier, aus Sicht des Schweizer Grenzgängers, die folgenden Vorteile:

  • Garantierte GKV-Mitgliedschaft im Rentenalter. 
  • Nicht erwerbstätige Ehepartner und Kinder können beitragsfrei in der Familienversicherung versichert werden.
Contra: Das solltest Du vor dem Abschluss wissen

Die freiwillige gesetzliche Krankenversicherung hat Vorteile für versicherte Personen. Dennoch solltest Du Dir über die nachfolgenden vier größten möglichen Hindernisse noch einmal Gedanken machen und etwaige Versicherungslösungen finden:

  • Einkommensabhängiger Beitrag:
    Monatlicher Höchstbeitrag von 916,69 € plus
    evtl. Zuschlag für kinderlose Personen über dem 23. Lebensjahr – Stand 2021. 
  • Als Grenzgänger gibt es keine Arbeitgeberbeteiligung für den GKV-Beitrag. 
  • Lediglich Grundleistungen versichert gemäß Pflichtleistungskatalog. 
  • Aufgrund des demografischen Wandels sind weitere Leistungskürzungen und Beitragsanpassungen sehr wahrscheinlich.

Das Krankenversicherung-für-Grenzgänger-Team.